Hannes Nockel baut Skateparks in ganz Europa

Der Kieler Skater Hannes Nockel begann im Alter von zehn Jahren Skateboard zu fahren. Als die Skatemöglichkeiten in seinem Heimatort Schönkirchen ausgereizt waren, fing er an, selbst Rampen zu bauen. Das macht der 40-jährige Gründer des Unternehmens „Ankerrampen“ heute noch, wenn auch in größerem Stil: Mit einem Team von handwerklich versierten Skateboardern errichtet er Skateparks in ganz Europa.

Hannes, wie begann deine Leidenschaft fürs Skaten?

Aufs Board kam ich durch meinen großen Bruder, der schon vor mir draufstand. Zu Hause standen deshalb überall Skateboards rum. Klar, dass es nicht lange dauerte, bis ich selbst raufwollte. Anfangs war ich ganz klassisch auf Gehwegen und Straßen unterwegs, irgendwann kannte ich jede Bordsteinkante im Ort. Skate­parks in der Nähe? Fehlanzeige. Da gab es nur eine Möglichkeit: selber Rampen bauen!

Wie seid ihr vorgegangen?

Einfach machen, ausprobieren, es gab ja keine Pläne. Zudem war ich nicht allein mit meiner Leidenschaft. Mit den Rampen sind wir natürlich aufgefallen. Es dauerte nicht lange, bis jemand aus dem benachbarten Heikendorf mit einer Anfrage von der Stadt auf uns zukam – und so waren ich und mein Kumpel Christian, der jetzt Architekt für Skateparks ist, als 15-Jährige plötzlich Bauleiter. Der fertige Park war ein voller Erfolg, da Skateparks seinerzeit üblicherweise von Spielplatzherstellern gebaut wurden, die – im Gegensatz zu uns – von den speziellen Anforderungen des Skatens nicht viel wussten.

Heute baut ihr Anlagen in ganz Europa, zumeist aus Beton. Gibt es länderspezifische Unterschiede?

Was die Bauweise angeht, sind sie sehr ähnlich. Aber welche gesellschaftliche Funktion eine Kommune in einem Skatepark sieht, das ist sehr unterschiedlich. Die Skandinavier sind da sehr fortschrittlich: Sie ließen Erhebungen auswerten, die zeigten, dass der Alkohol- und Drogenmissbrauch unter Jugendlichen im räumlichen Umfeld von Skateparks rapide abnahm, dass in manchen Städten dadurch sogar die generelle Jugendkriminalität um bis zu 70 Prozent zurückging – und sie fingen an zu bauen. Auch der sportliche Aspekt ist dort stärker im Fokus. Am „Skategymnasium“ im schwedischen Malmö findet man optimale Bedingungen vor, um später professionell zu skaten.

Warum wirken Skateparks präventiv gegen Jugend­kriminalität?

Ein Skatepark ist natürlich auch immer ein Ort der Begegnung. Dort entstehen Gemeinschaften junger Menschen, die nicht über die klassischen Sportvereine aufgefangen werden. Häufig sind das Kinder und Jugendliche aus Brennpunkten, die hier Möglichkeiten finden, sich selbst zu fordern und Bestätigung zu erfahren. Skaten integriert, nicht von ungefähr sind einige erfolgreiche Projekte zur Inte­gration Geflüchteter über das Skaten gelungen. Im Skate­park ist es ganz gleich, woher du kommst, hier spornt man sich gegenseitig an.

Ist diese Erkenntnis inzwischen auch in Deutschland angekommen?

Es gibt Anzeichen dafür: Während wir bis vor Kurzem noch sehr international unterwegs waren, passieren wir nun kaum mehr die deutschen Ländergrenzen. Wir sind also auch hier auf einem guten Weg.