Weite Sicht über Nord- und Ostsee, gelb blühende Rapsfelder und Schafe am Deich – beim Blick auf die typischen Postkartenmotive aus Schleswig-Holstein stellt sich schnell ein wohliges Gefühl von Urlaub und Entschleunigung ein. Größtenteils entspannt flach sind auch die Wanderwege durch unser Land, denn die Eiszeiten haben hier und da nur ein paar eher sanfte Hügel hinterlassen. Die höchste dieser Erhebungen ist der Bungsberg in der Schleswig-Holsteinischen Schweiz: Er misst gerade einmal 167 Meter über Normalnull. Mit Knicks, Wäldern, Seen, Salzwiesen und Mooren bietet die norddeutsche Natur- und Kulturlandschaft Lebensräume für unterschiedliche Pflanzen und Tiere. Wer Natur entdecken möchte und zugleich Entschleunigung sucht, ist hier genau richtig. Auch geschichtsinteressierte Wanderfreund*innen finden die passenden Pfade, um ihren Wissensdurst zu stillen: sei es auf den historischen Pfaden der Viehtreiber (Ochsenweg), den Spuren dänischer Gendarmen (Gendarmenpfad), entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze (Grünes Band) oder mit einer uralten, über Jahrhunderte immer weiter ausgebauten Wallanlage als Leitschnur (Danewerk). Durch Schleswig-Holstein verlaufen zudem mehrere Teilstücke des bekannten Jakobsweges: Die Via Jutlandica führt von Krusau (DK) bis Glückstadt, auf der Via Scandinavica gelangen Pilger*innen von Fehmarn bis Lauenburg und die Via Baltica verbindet auf ihrem Weg durch Schleswig-Holstein die beiden Hansestädte Lübeck und Hamburg. Also rein in die Wanderschuhe und losgestiefelt!

Entlang der Förde und Schlei

Der Fördesteig (ca. 95 km) startet in Schusterkate an einem der kleinsten Grenzübergänge Europas: Eine nur ein paar Schritte lange weiße Holzbrücke über die Krusau verbindet Deutschland und Dänemark. Meist direkt an der Küste entlang führt der Weg durch ­Flensburg über Glücksburg bis Langballigau, einem kleinen ­Fischerhafen mit feinem Gastronomie­-Angebot. Nach dem Naturschutzgebiet Geltinger Birk setzt sich der ­Fördesteig von Falshöft aus als „Ostseesteig“ bis Maasholm fort, einem traditionellen Fischerdorf an der Schlei. Hier beginnt mit dem „Schleisteig“ die letzte Etappe. Ziel ist Kappeln, die Stadt mit dem historischen Heringszaun – und ein guter Ort für eine Fischbrötchenpause.

Infos zu Wegführung und Sehenswürdigkeiten:
www.fördesteig.de

Auf den Spuren von Pilgern und Ochsen

Zwei blaue Fußabdrücke auf gelbem Hintergrund – wer dieses Zeichen der Pilgerroute sieht, ist auf historischen Spuren unterwegs. Der rund 200 Kilometer lange Wander­weg von Vejen (DK) bis Rendsburg orientiert sich am Ochsenweg. In der frühen Neuzeit trampelten hier Tausende Rinder aus Dänemark den Boden platt. Das Ziel ihrer Treiber: die großen Viehmärkte bei Hamburg. Noch weiter zurück geht die Nutzung durch Pilger*innen, die hier im Mittelalter zur Wallfahrt nach Rom oder Santiago de Compostela unterwegs waren. Neben den zwei Fußabdrücken findet sich daher auch die gelbe Muschel – das Zeichen des Jakobsweges – an der Strecke. Die Pilgerroute ist der erste grenzüberschreitende deutsch-dänische Fernwanderweg.

Streckenführung und weitere Infos:
www.gruenes-binnenland.de

Wandern im ehemaligen Sperrbezirk

Wo die Freiheit an ihre Grenzen stieß, konnte sich die Natur fast 30 Jahre frei entwickeln. Das sogenannte Grüne Band entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze gilt daher heute als Schatzkammer der biologischen Vielfalt. Wanderfans können hier aber nicht nur die Natur genießen, sondern auch tief in die Geschichte unseres einst geteilten Landes eintauchen, zum Beispiel in der Grenzdokumentationsstätte Lübeck-Schlutup. Im Zollabfertigungsgebäude des ehemals nördlichsten innerdeutschen Grenzübergangs erinnern Geschichten vom kleinen Grenzverkehr, von der Flucht aus der DDR und vom Jubel nach der Grenzöffnung an die Teilung Deutschlands.

Mehr Infos zum Grünen Band:
www.herzogtum-lauenburg.de

Öffnungszeiten des Grenzmuseums:
www.grenze-luebeck.de

Von Küste zu Küste

Schleswig-Holstein – Land zwischen den Meeren. Wer diesen Slogan per Selbsterfahrung erwandern ­möchte, ist auf dem Nord-Ostsee-Wanderweg genau richtig. Er startet in Meldorf, einer Kleinstadt im Kreis Dithmarschen, und endet nach rund 120 Kilometern in der Landeshauptstadt Kiel. Die überwiegend flache Strecke ist auch bei Wanderneulingen beliebt. Kleine Wälder, historische Grabhügel, Moorlandschaften und Seen sorgen für viel Abwechslung. Highlights sind die Strecken, die am Nord-Ostsee-Kanal entlangführen. Durchschnittlich sind täglich mehr als 70 Schiffe auf der über 90 Kilometer langen Wasser­straße unterwegs – und Bänke für passionierte Schiffsgucker*innen gibt es auch genug.

Etappenvorschläge und mehr:
www.wanderbares-deutschland.de

Infos zum Schiffsverkehr auf dem NOK:
www.traumschiffe-im-kanal.de

Von Park zu Park

Sechs Naturparks gibt es in Schleswig-Holstein. Gleich vier davon verbindet der Naturparkwanderweg (ca. 180 km). Die Entdeckertour für Naturliebhaber*innen startet im Fischerdorf Maasholm im Naturpark Schlei. Mit seinen Süß-, Brack- und Salzwasserlebensräumen ist er ein Hotspot für Naturentdecker*innen! Weiter geht es durch den Naturpark Hüttener Berge mit Seen, Wäldern, Mooren und landestypischen Knicks. Seen und sanfte Hügel sind auch im benachbarten Naturpark Westensee eine Augenweide, bevor es zum Abschluss durch den Naturpark Aukrug geht. Die Eiszeit vor 130.000 Jahren hat seine Landschaft geprägt, die damit wesentlich älter ist als die der anderen Naturparks. Zielpunkt ist Brokstedt.

Mehr zu den einzelnen Naturparks:
www.naturparkwanderweg.de