Wie der WLAN-Ausbau im Nahverkehr vorangeht

Der Anfang ist gemacht: Mittlerweile sind 18 Lint-Triebwagen und 18 Doppelstockwagen in den Bahnnetzen Ost und Nord mit WLAN unterwegs. Erst im Juli hatten NAH.SH und DB Regio die Ausrüstung der Züge mit der entsprechenden Technologie vereinbart. Seit Mitte August werden nun Schritt für Schritt die Regionalzüge ausgestattet. Bis Anfang 2019 sollen alle 83 Doppelstockwagen und alle 41 Lint-Triebwagen in den beiden Bahnnetzen mit einem mobilen Hotspot für die Fahrgäste unterwegs sein. Das wird nicht nur die vielen Pendler freuen, die im Land täglich mit dem Nahverkehrszug zur Arbeit fahren, auch Touristen profitieren davon, wenn sie beispielsweise auf der Reise durchs Land im Internet nach Sehenswürdigkeiten, Radwegen oder Unterkünften suchen.

Doch was macht das WLAN im Zug zu einer besonderen technischen Herausforderung – im Gegensatz zu einem Hotspot in einem Café? An Bord sorgen zwei Systeme für den Datenfluss: Eine Antenne auf jedem Wagon nimmt die Funksignale auf und gibt sie an den zentralen Server im Zug weiter. Über WLAN-Zugangspunkte wird das Funksignal ins Innere jedes Wagons geleitet, durch Repeater verstärkt und an die einzelnen Passagiere gesendet. Eine schnelle Netzanbindung ist jedoch nicht so einfach, wie sich das manch surffreudiger Fahrgast vorstellt. Denn da es ja in der Natur der Sache liegt, dass sich ein Zug bewegt, ist die Internetverbindung nur per Funk realisierbar. Die Krux lag bisher in der Mobilfunktechnik. Dabei baute jedes Smartphone immer eine Verbindung zu der nächstgelegenen Funkzelle auf. Im fahrenden Zug mussten die Wechsel von der einen Zelle in die nächste ganz schnell abgewickelt werden, das heißt, die Geräte mussten bei der einen Zelle aus- und bei der anderen eingeloggt werden. Waren in einem Zug viele Fahrgäste online, wechselten alle auf einen Schlag die Zelle. Ein Problem ist zudem die Netzabdeckung, besonders im ländlichen Raum. Je weiter die Funkzellenmasten entlang der Strecke voneinander entfernt stehen, desto schlechter wird der Empfang. Um das zu lösen, hat DB Regio ein Multi-Provider-System installieren lassen, das die Funksignale verschiedener Anbieter nutzt und so eine stabilere Netzabdeckung ermöglicht. Hinzu kommen die Gesetze der Physik: Denn einen Zug muss man sich wie einen Faradayschen Käfig vorstellen, also eine geschlossene Hülle aus Metall, die alle elektrischen Signale abschirmt. Zudem sind die gängigen Zugfenster mit einer metallhaltigen Schicht bedampft, um zu verhindern, dass sich der Zug zu stark aufheizt. Der Nachteil: Sie halten nicht nur die Sonneneinstrahlung, sondern auch elektromagne­tische Wellen ab. Doch dank neuer Technologien werden auch diese Hürden genommen. Und so heißt es künftig auch auf vielen Nahverkehrsstrecken: (Daten-)Bahn frei fürs kostenlose Surfen unterwegs!

3 Millionen Euro kostet der WLAN-Ausbau. Die Kosten teilen sich das Land Schleswig-Holstein und DB Regio. Die Betriebskosten trägt das Land.
124 Fahrzeuge werden umgerüstet, davon 83 Doppel­stockwagen und 41 Triebwagen vom Typ LINT.
2,4 Ghz und 5 GHz: In diesen beiden Frequenzbändern arbeitet das WLAN. Üblich sind 2,4 GHz, damit den Fahrgästen aber eine optimale Geschwindigkeit angeboten werden kann, arbeitet das System mit bei­den Frequenzbändern.
300 MBit/s ist die Downloadgeschwindigkeit je Fahrzeug. Diese hat ein einzelner Nut- zer aber nicht exklusiv, sondern teilt sie sich mit allen Fahrgästen, die on- line sind. Intensiv streamen oder down- loaden sollten die Nutzer also weiter zuhause.
60 MBit verbraucht ein Fahrgast im Durchschnitt pro Fahrt. Das ist ein Mittelwert, der auf den Erfahrungen von WLAN-Netzen in Niedersachsen beruht.
100 MB kann jeder Nutzer maximal pro Fahrt nutzen.

Und so funktioniert’s:

Einfach das Netzwerk mit dem Namen „WIFI@DB“ suchen, einwählen und die Nutzungsbedingungen akzeptieren. Nach der Bestätigung können die Fahrgäste direkt lossurfen. Je Fahrt kann jeder Nutzer maximal 100 MB Datenvolumen nutzen. Die Nutzung des WLAN ist für die Fahrgäste kostenlos. Züge mit WLAN-Zugang erkennt man an dem WLAN-Piktogramm unterhalb der Klassenbezeichnungen außen an den Wagons sowie in den Scheiben der Zugtüren.