Aylin Sahin, 39 Jahre, aus Kiel

Aylin Sahin, Busfahrerin bei der Kieler Verkehrsgesellschaft, über ihren Beruf, ihre Lieblingsstrecken und wann sie mal richtig Gas gibt.

Aylin Sahin ist eine Frau mit grazilem Körperbau. Diese zarte Person bewegt jeden Tag 18 Tonnen auf vier oder sechs Rädern – je nach Fahrzeugmodell. Und vor allem: Hunderte Menschen. Aylin Sahin ist Busfahrerin. Seit über drei Jahren arbeitet die 39-Jährige bei der Kieler Verkehrsgesellschaft (KVG). Acht Stunden am Tag, fünf Tage die Woche. Auch darüber hinaus ist sie im Busverkehr sichtbar: Sie ist eines der Gesichter, mit denen die KVG auf ihren Bussen um neue Fahrer wirbt.

Geboren und aufgewachsen ist sie an der türkischen Ägäisküste, in Izmir. Dort hat sie auch ihre Ausbildung zur Schneiderin gemacht. Seit 16 Jahren lebt sie in Deutschland. „Busfahrerin ist mein Traumjob. Ich gehe jeden Tag mit Freude und gut gelaunt zur Arbeit“, sagt sie und ihre Augen leuchten wie zur Bestätigung. Ihr Vater war 30 Jahre lang Reisebusfahrer. Das Busfahren liegt also in der Familie. Dass sie selbst erst mit Mitte 30 den Führerschein der Klasse D gemacht hat, dafür gibt es private Gründe: Sie ist alleinerziehend und wollte, dass ihre Tochter zehn Jahre alt ist, bevor sie als Mutter einen Vollzeitjob annimmt. Für ihre Ausbildung als Kraftfahrerin im Personenverkehr hat sie sechs Monate investiert: „Ich wollte den Job unbedingt!“ Die Nacht vor ihrem ersten Einsatz hat sie nicht geschlafen. „Ist aber alles gut gelaufen. Ich hatte kaum Fahrgäste“, sagt sie und lacht. Seitdem gehört sie zu den rund 15 Prozent Busfahrerinnen bei der KVG und ist auf über 30 Linien im Verkehrsnetz des Großraums Kiel unterwegs. Jedes Jahr im Schnitt rund 25.000 Kilometer. Bevor sie morgens startet, macht sie die Abfahrtkontrolle: Sie überprüft die Reifen, den Bus auf Lackschäden, die Beleuchtung und die Scheibenwaschanlage. „Wenn ich unterwegs mal ein Problem habe, hilft mir die Leitstelle“, erklärt sie, „die sind immer zur Stelle.“

„Ich gehe jeden Tag
mit Freude und gut
gelaunt zur Arbeit.“

In Kiel kennt sie alle Strecken. Besonders gerne ist sie auf der Linie 11 nach Wik, der Linie 91 nach Holtenau-Friedrichsort und auf der Linie 100 Richtung Laboe unterwegs. Sie fährt sowohl Diesel- als auch die neuen Hybrid-Niederflur-Gelenkbusse. „Ich bekomme immer wieder positives Feedback. Besonders ältere Herrschaften sind oft sehr süß“, sagt sie leise und erst auf Nachfrage. Dann ergänzt sie: „Ich helfe meinen Fahrgästen gerne –insbesondere Älteren und Menschen mit einer Behinderung.“ Hatte sie schon einmal einen Unfall oder ist sie geblitzt worden, weil sie zu schnell war? „Nein, nein“, antwortet sie lachend. „Wenn ich richtig Gas gebe, mache ich Fehler. Das kann ich mir nicht erlauben.“ In ihrer Freizeit ist sie flotter auf Achse. Mit ihrem Auto fährt sie gerne an schöne Orte in Schleswig-Holstein.

Und was isst eine Busfahrerin eigentlich in der Pause? „Ein belegtes Brot oder einen Müsliriegel.“ Nach Dienstschluss kocht sie für sich und ihre Tochter. Entweder türkische Gerichte – zum Beispiel Köfte – oder deutsche Küche wie Rinderroulade mit Soße. Am Abend geht sie gerne ins Kino oder hört Musik. „Vor allem türkische und englische Popmusik.“ Energie für ihren verantwortungsvollen Job tankt sie außerdem beim Schwimmen und beim Joggen in der Natur. Wenn sie dann am Morgen in ihren Bus steigt, ist sie ausgeruht und fit. Und nahezu jeder Fahrgast, der bei ihr einsteigt, kann sich über ein Lächeln von ihr freuen. „KVG fahr ich gern“ lautet der Slogan der Kieler Verkehrsbetriebe. Aylin Sahin nickt zweimal, als sie darauf angesprochen wird – und macht sich auf den Weg zu ihrem Bus.