Uwe Petersen, 77 Jahre, aus Husum

Seit 1969 betreibt Uwe Petersen die Bahnhofstoiletten
in Husum und sorgt dort jeden Tag für Sauberkeit

„Wenn man in Husum von ‚Uwe Lotto‘ spricht, weiß eigentlich jeder, dass ich gemeint bin.“ So stellt sich uns Uwe Petersen vor. Dabei haben wir ihn gar nicht wegen Lotto besucht, sondern weil der 77-Jährige seit über 50 Jahren die Bahnhofstoiletten in Husum betreibt. Kürzlich hat ihm dafür die Bahn feierlich eine Urkunde überreicht, die die treue Zusammenarbeit würdigt. Aber wieso Lotto? Das ist Teil seiner langen, eng mit Husum verbundenen Geschichte. Nach einer Ausbildung zum Drogisten und vier Jahren als Sanitäter bei der Bundeswehr macht sich Uwe Petersen in Husum mit einer Drogerie selbstständig. Zu dem Zeitpunkt sucht sein Vater für die Bahnhofstoiletten einen Nachfolger, denn er hat die Gelegenheit, eine Lottoannahmestelle in der Innenstadt zu übernehmen. Der Sohn springt ein und übernimmt auch noch die Toilettenanlage – dass sein Engagement über fünf Jahrzehnte andauernd würde, ahnt er damals noch nicht.

Das Geschäft hat sich gewandelt. Vor seiner Zeit gibt seine Mutter noch Handtücher und Seife an die Reisenden aus. In den fünfziger Jahren wird auf Automatenbetrieb umgestellt. Eine Erleichterung, aber manchmal auch mit Haken. Zwar zeigt ein Aufkleber eine 50-Cent-Münze, aber das werfen nicht alle Kunden ein, es finden sich Cent-Münzen in allen Größen.
„Reisende, die von Westerland kommen, stecken aus Gewohnheit auch manchmal ein 1-Euro-Stück in den Schlitz, denn so viel kostet auf Sylt eine Toilettenbenutzung.“ Leichter geworden ist die Arbeit nicht.

Unter dem Spitznamen
„Uwe Lotto“ ist
Uwe Petersen in
Husum stadtbekannt.

Zunächst hat Uwe Petersen noch einen kleinen Lagerraum im Bahnhof, aber der wird irgendwann zur Behindertentoilette umgestaltet. Notwendig, klar, aber logistisch ein Problem. Als Ersatz dient ein Material-schrank, der in der Damentoilette installiert ist, aber den Großteil seines Materials, Putzmittel zum Beispiel und Klopapier, lagert er nun zu Hause. Einmal am Tag wird die
Anlage gründlich gereinigt, dafür trägt Petersen als Betreiber Sorge. Und das Abschließen der Toilettenanlage am Abend erledigt der Chef meist höchstpersönlich.

Aber wieso denn nun Lotto? Als Mitte der siebziger Jahre die Preisbindung für Hygieneartikel fällt, können die Drogerien mit den Preisen der Discounter nicht mehr mithalten. Auch Uwe Petersen schließt sein Geschäft und übernimmt die Lottoannahmestelle seines Vaters in der Innenstadt, die er bis zur Rente betreibt. Ein bisschen ist er dem Lotto treu geblieben: Die Arbeiterwohlfahrt bietet alle 14 Tage Lottoveranstaltungen an. Da macht er den Ausrufer. Ehrenamtlich natürlich, genau wie als Beisitzer des Sozialverbands Deutschland in Husum. Treu war Uwe Petersen auch 63 Jahre lang dem TSV Husum, als aktiver Handballer – Torwart und halblinks – und später auch noch als passives Mitglied. Er ist ein verantwortungsbewusster Mensch. Als Selbstständiger war der Teneriffa-Fan zwar ein paarmal im Urlaub, „aber dann musste ich mich ja wieder um die Toiletten kümmern. Ich bin 51 Jahre lang meiner Pflicht nachgekommen.“ Man merkt, dass Petersen sich auch heute noch um eine angenehme Atmosphäre für seine Kunden sorgt. Er registriert, was nicht so gut läuft, schafft nach Kräften Abhilfe und ist sich nie zu schade, selbst mit anzupacken. Keine Minute zögert er, ins Auto zu springen und von seinem Wohnort die 15 Kilometer nach Husum zu fahren, wenn mal etwas passiert ist. Da überlässt Uwe Lotto nichts dem Zufall.