Alte Schifferstadt an der Elbe

Kopfsteinpflaster und Fachwerkhäuschen, schmale Gassen und steile Treppen, schnaubende Dampfschiffe und eine Schlossturmspitze, die keck in den schleswig-holsteinischen Himmel pikst: So wie mit den Jahren feine Fältchen einem Gesicht Charakter verleihen, zieren die jahrhundertealten Gemäuer und Wege das Profil der „Alten Schifferstadt am Strom“, wie Lauenburg/Elbe sich selbst betitelt. Am südlichsten Zipfel des nördlichsten Bundeslands gelegen, im Dreiländereck Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-­Holstein, schmiegt sich die Stadt mit ihren rund 11.400 Einwohnern an die Hänge entlang der Elbe, als hätte man eine elegante Picknickdecke am Ufer ausgebreitet. Die sorgsam sanierte Altstadt bildet das größte Denkmalensemble im Norden – historisch wertvoll und quicklebendig zugleich. Und wie die Epochen kreuzen sich hier auch Wasserstraßen, Radfernwege, Busrouten und Schienen. Alle Wege führen nach Lauenburg: Steigen wir also aus und schauen es uns an!

9.55 Uhr

Wehrmut und Weitsicht

Schon im 12. Jahrhundert wusste man sich am hiesigen Elbhang zu wehren. Die Burg, die hier einst stand, verwandelte sich später in ein schmuckes Renaissance-Schloss, das jedoch einem Brand sowie dem Artilleriebeschuss während der dänischen Besatzungszeit zum Opfer fiel. In seiner einstigen Pracht wurde es nicht wiederaufgebaut, auch wenn das Gebäude, in dem seit den Zwanzigerjahren die Stadtverwaltung „residiert“, nach wie vor den Namen „Schloss“ trägt. Erhalten blieb der Wehrturm samt Pulver­kammer und original ausgestatteten Gefängniszellen. Vom Schloss aus genießt man einen fantastischen Blick über Elbe, Dreiländer­eck und die ehemalige innerdeutsche Grenze.

Schloss und Schlossturm
Amtsplatz 6
1. März – 31. Oktober:
täglich 10.00–17.00 Uhr

11.05 Uhr

Glücklichmacher

Eigentlich wollen wir uns nur eine kleine Stärkung für die nächste Etappe der Tagestour gönnen – eine Tasse Kaffee und ein Croissant vielleicht. Und dann klingt das Lachsfrühstück im Café „Von Herzen“ so verführerisch, dass sich der Zwischen­stopp zur gepflegten Mahlzeit ausdehnt, was mit Sicherheit auch der namensgebenden Herzlichkeit des Personals geschuldet ist. Satt und glücklich könnte es nun also weitergehen, wäre da nicht der putzige Geschenkeshop, der eine ähnliche Anziehungskraft auf die Café­besucher ausübt. So viel Zeit (und Shopping-Vergnügen) muss sein!

Von Herzen
Elbstraße 46–50
April–September:
Di–So: 9.00–18.00 Uhr
www.von-herzen.de

12.15 Uhr

Begehbare Erlebniswelten

Vom Einbaum bis zur modernen Schubeinheit: 1.000 Jahre Schifffahrt lassen sich im Erdgeschoss des Museums im Maßstab 1 : 50 lückenlos verfolgen. Die Ausstellung widmet sich der Elbe in ihrer gesamten Entwicklung vom natürlichen Fluss bis zur Wasserwirtschaftsstraße. Ein Stockwerk höher schliddern die Besucher durch verschiedene Erlebniswelten: über den Elbboden bei Niedrig­wasser, rutschende Eisschollen im Winter und mitten hinein in das Leben an Bord eines Schiffes oder einer Schiffsmühle, die erst vor gut 100 Jahren aus dem Stadtbild verschwunden ist.

Elbschifffahrtsmuseum
Elbstraße 59
täglich 10.00–17.00 Uhr
www.elbschifffahrtsmuseum.de

13.35 Uhr

Schmal, aber oho!

Fachwerkhäuser aus dem 16. bis 19. Jahrhundert säumen die älteste Straße der Stadt, die Elbstraße. Zu den Zeugnissen des regen Geschäftslebens gehören die ehemalige „Raths-Apotheke“ und das im Stil des modernen Barocks errichtete „Alte Kaufmannshaus“. Nicht verpassen: die Nummer 97, die sich auf nicht einmal drei Meter Breite als Lauenburgs schmalstes Haus zwischen seine Nachbarn kuschelt. Ein Highlight am Wasser ist der 115 Jahre alte Museumsraddampfer „Kaiser Wilhelm“, einer der weltweit letzten kohlebefeuerten Schaufelraddampfer im Originalzustand. Zwischen April und September werden Elbfahrten angeboten, aber auch außerhalb der Saison ist er einen Blick wert.

Historische Altstadt
Elbstraße/Uferpromenade
www.raddampfer-kaiser-wilhelm.de

14.45 Uhr

Hörste was?

Gleich neben dem historischen Dampferanlegeplatz grüßt „Der Rufer“ alle Gäste der Stadt und die vorbeifahrenden Schiffe. Die Bronzestatue aus dem Jahr 1959 ist eines der Wahrzeichen Lauenburgs. Sie steht für den Dank an die über Jahrhunderte hier ansässigen und arbeitenden Schiffer – und dient zugleich als Mahnmal der deutschen Wiedervereinigung, legt man dem bronzenen jungen Mann die Worte „Macht uns den Strom wieder frei!“ in den Mund. Die Figur ist ein Werk des Bildhauers Karl-Heinz Goedtke, aus dessen Atelier auch noch andere Skulpturen stammen, die das Lauenburger Stadtbild bereichern – wie „Die Wartenden“ an der Post oder „Hans im Glück“ vor der alten Jugendherberge.

Ruferplatz
Elbstraße 108

15.10 Uhr

Fürstlich flanieren

Wir gehen ein kleines Stück weiter die Elbstraße entlang, bis linker Hand die Fährtreppe bergauf zum Fürstengarten führt. Schon die vornehmen Herrschaften blauen Blutes wussten die erholsame Wirkung der weitläufigen Grünanlage und ihrer schattenspendenden Bäume zu schätzen. Hoch oben über der Elbe genießt man die Stille, den Duft und die botanische Vielfalt – und darüber hinaus eine famose Aussicht. Zwischen exotischen Gewächsen lässt es sich vor dieser schönen Kulisse nur allzu leicht ins 17. Jahrhundert hineinträumen, als die Hofgärtner das Schmuckstück nach böhmischem Vorbild hegten und pflegten, während der Adel durch den Lustgarten stolzierte – mit Spazierstock für den Herrn, ausladendem Hut und elegantem Sonnenschirmchen für die Dame.

Fürstengarten

16.35 Uhr

Social Media im 16. Jahrhundert

Prominente Zeitgenossen (und solche, die es werden wollen) posten dieser Tage gerne Bilder bei Instagram & Co., auf denen sie Händchen haltend in den Sonnenuntergang schreiten. Herzog Franz II., der 1590 den Fürstengarten errichten ließ, nutzte als „Social-Media-Kanal“ die Grotte am Südhang: Hier zeigte er sich gerne mal mit seiner jeweiligen Geliebten – eine halb öffentliche, halb private Präsentation seines florierenden Liebeslebens, wie sie Herrscher in der Barockzeit zur Unterstreichung ihrer gesellschaftlichen Stellung zelebrierten. Das stattliche Kuppelgewölbe wurde Ende der Siebzigerjahre aufwendig restauriert und beherbergt heute eine Ausstellung mit beeindruckenden Exponaten aus dem deutschen Adelshaus der Askanier.

Grotte am Südhang
Fürstengarten

18.00 Uhr

Ausklang mit Ausblick

Die Elbe lässt uns auch an dieser – zumindest für heute – letzten Station nicht aus ihrem Bann. Denn neben den regionalen Köstlichkeiten, die das Restaurant Elbterrasse serviert, genießt man von hier aus einen herrlichen Blick auf unseren gemächlichen Reisebegleiter entlang der schönsten Plätze Lauenburgs und durch die Epochen der Stadtgeschichte. Nach einer kalten Gurkenschaumsuppe, Scholle mit Krabben und einem Käseteller setzen wir noch ein kleines Sahnehäubchen auf unsere heiße Schokolade – und somit auch auf unseren heutigen Ausflug.

Elbterrasse
Fürstengarten 23
Di–Sa: 11.30–23.00 Uhr
www.elbterrasse-lauenburg.de

Anfahrt mit der NAH.SH

Bahnhof und ZOB liegen in Lauenburg nur jeweils wenige Gehminuten vom Stadtkern entfernt. Verbindungen wie die Regionalbahn RE 83 von Kiel über Lübeck oder die Buslinie 31 von Hamburg führen nach Lauenburg. Zwischen Bahnhof und ZOB verkehrt unter anderem die Buslinie 138.