Wolfgang Ringlstetter, 64 Jahre, aus Neumünster

Wolfgang Ringlstetter, Inhaber der Ringlstetter Wurstbraterei, versorgt jeden Tag Kieler und Durchreisende mit Deftigem für Leib und Seele

Wer hungrig am Kieler Hauptbahnhof ankommt und sich in der Bahnhofshalle links hält, kommt an der Ringlstetter Wurstbraterei vorbei. Oder sagen wir lieber: nicht vorbei. Denn der Imbiss vis-à-vis vom Zeitschriftenladen ist beliebt, nicht nur bei Reisenden. Und das hat einen Grund: Wolfgang Ringlstetter. 2005 übernahm er den damaligen „Bratwurstpoint“ und machte daraus kurzerhand seine „Ringlstetter Wurstbraterei“. Der geborene Neumünsteraner weist mit der Grillzange in Richtung Urkunde des „Vereins Deut­sche Sprache“ an der Wand und zwinkert, dann widmet er sich weiter dem Wenden der Krakauer und Thüringer, die duftend auf dem Grill brutzeln.

Nach seiner Ausbildung zum Koch und bestandener Prüfung zum Küchenmeister war Wolfgang Ringl­stetter zunächst viele Jahre in der Gastronomie angestellt, bevor er schließlich den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Gemeinsam mit seiner Frau führte er einen Restaurantbetrieb mit separatem Wurstgrill in Neumünster – bis das verlockende Angebot aus Kiel kam. Lange über­legen mussten die Ringlstetters nicht. Seit 14 Jahren pendeln sie nun mit der Bahn zu ihrem „zweiten Zuhause“. In der Anfangszeit standen Bratwurst und Salate auf der Speisekarte, doch das Angebot sollte sich schon bald auf viele weitere Gerichte ausdehnen, frisch zubereitet nach allen Regeln der gutbürgerlichen Küche. Der Chef legt dabei größten Wert auf Qualität und Frische. Als Mittagsgericht stehen heute Senfeier mit Kartoffelpüree und Salatbeilage auf der Speisekarte. Eine kurze Kostprobe ergibt: ausgesprochen lecker!

„Ich arbeite gerne hier!
Der Kieler Bahnhof hat etwas
Beschauliches – und einen
tollen gastronomischen Mix.“

„Es ist mir persönlich wichtig, mich für die deutsche Ess- und Imbisskultur einzusetzen“, sagt Wolfgang Ringlstetter. „Wer bei uns mit Genuss ein liebevoll zubereitetes Gericht verzehrt, der vergisst Reisestress, Schietwetter und manch andere Alltagssorge, mit Sicherheit aber nicht, dass es ihm hier gut geschmeckt hat – und dann kommt er auch wieder!“ Besonders beliebt ist Hausmannskost wie Kohlrouladen und Königsberger Klopse, vor allem bei den etwas älteren Stammkunden. „Ich finde es schade, dass viele junge Leute auf Fast-Food-Angebote fixiert sind“, sagt Wolfgang Ringlstetter, „denn lange warten muss man auch bei uns nicht. Was man dann aber serviert bekommt, ist eben mehr als etwas Schnelles gegen den Hunger, es ist eine sorgfältig zubereitete Mahlzeit – und ein Stückchen Zuhause.“

Doch was wäre ein Besuch in der Wurstbraterei, ohne eine Wurst probiert zu haben? Sie ist saftig, knackig und gut gewürzt. Dazu gibt es knusprige Pommes und einen Tipp vom Chef: „Wer wie ich im Job lange stehen muss, der sollte morgens nach dem Aufstehen ein paar Gymnastik­übungen machen. Schon möglich, dass es hier und da mal knackt – und dann geht’s gut gelaunt zur Arbeit.“ Frühsport plus Freude an der Arbeit geht als Erfolgsformel offensichtlich auf, denn nicht nur uns, sondern Wolfgang Ringlstetter selbst fällt es schwer zu glauben, dass er 65 Kerzen auf seinem nächsten Geburtstagskuchen zählen wird. Dem mittlerweile stolzen Großvater macht es nichts aus, von früh bis spät im eigenen Betrieb zu stehen, und an Aufhören ist auch noch lange nicht zu denken. Während wir genüsslich kauen, schweifen unsere Gedanken ab – auf der Suche nach einem geeigneten deutschen Wort für Ketchup …