Anna Jaensch , 44 Jahre, aus Eutin

Anna Jaensch war Schauspielerin und hat in der Getränkeindustrie gearbeitet. Seit 2021 betreibt sie mit ihrem Partner den Naturpark-Campingplatz Prinzenholz in Eutin.

Auf der einen Seite liebt Anna Jaensch es, in der Natur zu sein, vor allem auf dem Wasser. Auf der anderen Seite nennt sie sich selbst „Großstadthühnchen“ und hat mehrere Jahre in Hamburg gelebt. Bevor sie vor etwa vier Jahren die neue Chefin des Campingplatzes Prinzenholz wurde, arbeitete sie mehrere Jahre in der Getränkeindustrie – Vertrieb, Sponsoring, Events. Eine Schauspielausbildung hatte sie sich damit auch finanziert. Anna liebt die Großstadt, die Vielfalt der Menschen, das Zusammenleben. Trotzdem war der Weg nach Eutin kein Kulturschock, kein Sprung ins kalte Wasser, sondern vor allem eine Rückkehr: Sie ist hier auf dem Campingplatz am Kellersee aufgewachsen, den ihre Eltern 30 Jahre lang geführt haben. „Während der Corona-Pandemie ist mir in meiner Wohnung in Hamburg-Ottensen zunehmend die Decke auf den Kopf gefallen. Gleichzeitig wollten sich meine Eltern nun zur Ruhe setzen. Sie hatten sich schon immer gewünscht, dass ich den Platz mal übernehme“, erzählt Anna Jaensch. Angesichts von Online- Meetings und Stubenhocken fiel die Entscheidung leicht. Dann doch lieber Stand-up-Paddling, Kanufahren und ein kühles Feierabendbier im Tretboot. Zumal es ein Wechsel auf vertrautes Terrain war: „Schon als Kind hatte ich hier immer ein Zelt stehen, in dem ich oft übernachtet habe. Später war ich dann eher der Bustyp“, erinnert sich Anna. „Mitgeholfen habe ich auch schon von klein auf, zum Beispiel beim Eisverkauf oder beim Zuweisen der Stellplätze. Und ich habe Erfahrung mit Gastronomie.“

Dennoch war es ein Neubeginn – für Anna und für den idyllisch gelegenen Campingplatz. Denn Anna brachte ihre eigenen Ideen mit. Zwei wichtige Stichworte: Digitalisierung und Nachhaltigkeit. „Meine Eltern hatten noch einen alten Rechner mit MS-DOS-Betriebssystem und einer Excel-Liste für die Brötchenbestellungen. Das habe ich komplett neu gemacht.“

Digitale Verwaltung lässt mehr Zeit für persönlichen Kontakt.

Heute bucht man online, kann sich seinen Stellplatz selbst anklicken und bekommt eine digitale Gästemappe. Die Gleichung geht auf: weniger Verwaltungsaufwand, mehr Zeit für persönlichen Kontakt: „Ich bin fast den ganzen Tag auf dem Platz unterwegs, unterhalte mich mit unseren Gästen und bekomme mit, wo vielleicht was hakt. Aber ich treffe fast nur auf gut gelaunte Menschen.“ Nähe und Verbindlichkeit werden bei Anna großgeschrieben. In Prinzenholz – auch das ist neu – duzen sich alle.

Den Grundstein zur Nachhaltigkeit haben schon die Eltern gelegt, als sie eine Solaranlage installiert haben, um das Duschwasser zu erwärmen. Dazu Digitale Verwaltung lässt mehr Zeit für persönlichen Kontakt. Mehr Infos unter: www.naturpark-campingprinzenholz. de nutzt Anna eine Wärmerückgewinnungsanlage, bezieht Ökostrom und erzeugt ihn über Photovoltaik selbst – eine Erweiterung ist geplant. Das Essen auf dem Campingplatz stammt aus Eutin und der Umgebung und ist oft bio, vegetarisch oder vegan. Am Anfang waren nicht nur die Eltern, sondern auch manche Gäste skeptisch, aber mittlerweile sind die Neuerungen für etliche Camper*innen ein Grund, genau hier ihre Zelte aufzuschlagen. Übrigens plant Anna, demnächst mit einem Podcast über ihre besondere Auffassung des Campens online zu gehen. Darin wird sie dann auch umfassend über Glamping informieren. Glamping? Wir müssen nachfragen. „Glamorous Camping“, erklärt Anna, „fest installierte, etwas komfortablere Unterkünfte, die wir Menschen anbieten, die die Vorteile des Campings nutzen, aber doch gerne in einem richtigen Bett schlafen wollen.“

Ein bis zwei Monate im Jahr zieht es Anna dann doch zurück nach Hamburg. Dort kann sie dann ein bisschen urbane Hektik tanken, das geliebte Ottensen besuchen und Menschen aus der ganzen Welt treffen. In letzterem Punkt ist ihr Campingplatz allerdings auch ein bisschen wie die Großstadt.