Ein Tag in Preetz
Die Schusterstadt am Fluss

Mitten in der Holsteinischen Schweiz, umgeben von Seen und Feldern, liegt das Städtchen Preetz – um 1216 noch po rece, also wendisch für am Fluss. Von der Schwentine durchschlängelt, verdankt Preetz eben dieser Tatsache seinen Namen. Doch tatsächlich ist die heute rund 16.000 Einwohner* innen zählende Kommune nur an zweiter Stelle bekannt für ihre Wassernähe. Berühmt geworden ist sie nämlich als Schusterstadt. Das Schuhmacherhandwerk florierte in der Mitte des 19. Jahrhunderts, da die Stadt an einer Handelsstraße lag. Vorteilhaft war auch die Lage an der Schwentine, wuchsen am Fluss doch prächtige Erlen, aus denen die Schuhsohlen gefertigt wurden. Leder für ihre Schuhe bezogen die Preetzer Schuster aus der Rinderzucht des Klosters. In der Altstadt zeugt noch manches Gemäuer von dieser Zeit, rund 110 historische Häuser sind mit Informationstafeln versehen. Von den Parkanlagen Wehrberg und Mühlenau aus lässt sich der Ausblick auf die Schwentine und die Seen genießen. Für ambitionierte Spaziergänger* innen bietet außerdem die sogenannte Schusteracht – ein 74 Kilometer langer Rad- und Wanderweg, der in einer Acht um Preetz herumführt – manche attraktive Etappe für aktive Erholung. Unser Tag aber widmet sich vornehmlich dem Stadtkern.

9.30 Uhr

Leckerer Auftakt

Am Samstagmorgen treffen wir am zentral gelegenen Bahnhof ein. Ein kurzer Spaziergang die Bahnhofstraße hinunter führt uns auf den historischen Marktplatz. In einem der alten Fachwerkhäuser liegt das Café Grün. Bei warmen Blintschiki, dünnen Pfannkuchen nach slawischer Tradition, mit hausgemachter Marmelade beobachten wir das Treiben auf dem Marktplatz.

Café Grün
Markt 24
Mi.–Sa. 9.00–17.00 Uhr
So. 10.00–17.00 Uhr

10.30 Uhr

Der Letzte seiner Zunft

Wir bummeln durch die Lange Brückstraße, bis wir in einem Schaufenster Holzschuhe in allen Farben und Größen entdecken. Hier findet sich die letzte der Holzschuhmachereien, die Preetz einst zum Beinamen Schusterstadt verhalfen. Die Familie Hamann hatte den Handwerksbetrieb seit 1868 betrieben und hat in diesem Jahr an Nachfolger Andreas Stuhr übergeben. Im Museum, das gleichzeitig als Werkstatt dient, lassen sich allerlei Gerätschaften bestaunen und natürlich verschiedene Holzschuhe – vom Werftarbeiterschuh bis zum modischen Stiefel.

Holzschuhmuseum
Wakendorfer Straße 17
Mo.–Sa. 10.00–13.00 Uhr

11.30 Uhr

Auf Schusters Rappen ins Kloster

Die Schusterfliesen auf dem sogenannten Schustergang weisen uns den Weg in das Adelige Kloster. Durch das Torhaus betreten wir das parkähnliche Anwesen. Ein Rundweg führt uns an historischen Häusern mit Gärten aus verschiedenen Jahrhunderten vorbei. Im Herzen des ehemaligen Benediktinerinnenklosters steht die Klosterkirche aus dem 14. Jahrhundert. Vor ihr streckt sich eine knorrige Eiche in den Preetzer Himmel, die noch aus der Gründerzeit stammen soll.

Adeliges Kloster Preetz
Klosterhof 5

13.00 Uhr

Still ruht der Kirchsee

Die Holsteinische Schweiz ist berühmt für ihre Seen. Darum darf dieser natürlich bei unserem Ausflug nicht fehlen: der idyllische Kirchsee. Von der Stadt aus führt uns eine Brücke über die Schwentine bis zu dem mitten in Preetz liegenden Gewässer. Die Wasseroberfläche glitzert in der Sonne und spiegelt die stolze Spitze der Stadtkirche. Enten watscheln am Ufer entlang und planschen im eiskalten Wasser.

14.00 Uhr

Kaffeetrinken wie bei Oma

Zurück in der Langen Brückstraße wird es nach so viel frischer Luft Zeit, sich ordentlich aufzuwärmen. Also kehren wir in die gemütlichen Caféstuben ein. Wo im 17. Jahrhundert ein Färber seinem Tagwerk nachging, lassen wir es uns bei heißem Kaffee und hausgemachtem Kuchen gut gehen. Das Ambiente hier ist etwas Besonderes: Antiquitäten und feines Porzellan versetzen uns in eine andere, etwas gemächlicher tickende Zeit.

Preetzer Caféstuben
Lange Brückstraße 22
Di.–Sa. 9.00–18.00 Uhr
So. 10.00–18.00 Uhr

15.00 Uhr

Alles (Papier-)Theater!

Im Heimatmuseum erleben wir die Entwicklung der Stadt durch die verschiedenen Epochen – von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Auch hier wird uns wieder bewusst, wie prägend das Schusterhandwerk für Preetz gewesen ist. Ein wirklich einzigartiges Highlight ist die Papiertheatersammlung. Was heute der Fernseher ist, war vor 150 Jahren das Papiertheater, das damals in manch einer guten Stube für Unterhaltung sorgte.

Heimatmuseum
Mühlenstraße 14
Sa. + So. 15.00–17.00 Uhr
Besichtigung Papiertheatersammlung auch nach Vereinbarung,
Kontakt: Dirk Reimers,
T. 04342.2346

16.30 Uhr

Ein Zuhause für die Kunst

Wir gehen das kurze Stück zur Kunstgalerie des Kunstkreises Preetz. Den engagierten Mitgliedern des Vereins ist es maßgeblich zu verdanken, dass die bildenden Künste auch in der Schusterstadt heimisch sind. In der Galerie gibt es wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Künstler*innen aus Preetz und der Region sowie aus Dänemark und Estland.

Kunstgalerie
Gasstraße 5
Fr.–So. 15.00–18.00 Uhr

18.00 Uhr

In der Spindel schmausen

So viel Kultur und frische Luft machen hungrig, daher begeben wir uns auf einen kulinarischen Kurztrip nach Neapel. Bei Kerzenschein und italienische Flair würden wir am liebsten die ganze Speisekarte rauf und runter bestellen – und zum Abschluss noch ein Tiramisu hinterher. Da kommt der zehnminütige Verdauungsspaziergang zum Bahnhof gerade recht. Wir winken unserem Schusterstädtchen zum Abschied zu: Ciao Preetz, bis bald!

Bella Napoli
Kirchenstraße 24
Di.–Fr. 11.30–14.00 Uhr
+ 17.00–23.00 Uhr
Sa. + So. 17.00–23.00 Uhr
So. 11.00–14.00 Uhr