Wo sich Bahnen und Schiffe kreuzen

Rendsburg, die charmante Stadt an Eider und Nord-Ostsee-Kanal, kommt ohne große Schlagzeilen und weltmännisches Gehabe aus. Ihre 28.000 Einwohner finden auf überschaubarem Raum alles, was man zum Leben braucht: Wohnungen, Kindergärten, Schulen, Ärzte, Ämter und eine gepflegte, lebendige Innenstadt mit historischen Plätzen und Gebäuden. Es gibt vielfältige Arbeits- und Einkaufsmöglichkeiten sowie ein buntes kulturelles Angebot.

Rendsburg bietet aber auch Touristen und Tagesaus­flüglern einiges: Weithin sichtbar ist das Wahrzeichen der Stadt, die Eisenbahnhochbrücke aus dem Jahr 1913. Sie ist eines der imposantesten Technikdenkmäler in Deutschland und führt über die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt, den Nord-Ostsee-Kanal (NOK). Rendsburg hat aber auch eine militärische Vergangenheit: In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die Stadt – damals Teil des dänischen Königreiches – zur stärksten dänischen Landfestung neben Kopenhagen ausgebaut. In dieser Zeit entstand auch das Neuwerk, der Barockstadtteil rund um den Paradeplatz, der bis heute weitestgehend erhalten ist.

09:00 Uhr

Anreise über den Dächern der Stadt

Schon die Bahnfahrt aus Richtung Süden oder aus Richtung Kiel ist ein Erlebnis. Kurz vor dem Bahnhof im Zentrum quert man auf der 2,5 Kilometer langen Eisenbahnhochbrücke den NOK in 42 Metern Höhe und schwebt quasi ein Weilchen über den Dächern der Stadt. Denn um in einem sanften Steigungswinkel in den Bahnhof einzulaufen, drehen die Züge zunächst eine Runde auf der berühmten Schleife, die wie die Kanalbrücke selbst charakteristisch für Rendsburg ist. Gleich neben dem Bahnhof liegt der Busbahnhof (ZOB).

Bahnhof Rendsburg:
Am Bahnhof 20
ZOB: Bahnhofstraße

Achtung: Es gibt Haltestellen in der Bahnhofstraße für den Regionalverkehr und am Stadttheater – für den Stadtverkehr.

09:15 Uhr

Schlossplatz ohne Schloss

Nur eine Station ist es mit dem Bus bis zur Haltestelle Schloßplatz, gegenüber dem Obereiderhafen – alternativ auch ein schöner kleiner Spaziergang. Vom goldverzierten Brunnen blicken wir auf das dahinterliegende Hospital zum Heiligen Geist. Das ehrwürdige Gemäuer war vor rund 260 Jahren die zweite von drei geplanten Kasernen an der Stelle, wo bis 1718 das Renaissanceschloss gestanden hatte. Die Fliesen im Pflaster zeigen den Grundriss der ersten Kaserne, erbaut 1758, abgebrochen 1899.

Schloßplatz

10:00 Uhr

Verweilen am Altstädter Markt

Durch die Neue Straße laufen wir zum Altstädter Markt, auf dem das historische Rathaus von 1566 thront. Verglichen mit dem imposanten Paradeplatz wenige Straßen weiter erscheint dieser Markt klein und ein wenig gedrungen. Alle zwei Stunden zwischen 10 und 18 Uhr läutet das Glockenspiel am Rathaus alte Volkslieder wie „Am Brunnen vor dem Tore“, im Advent auch Weihnachtslieder. Im Winter startet hier jeden zweiten Sonnabend im Monat eine 1,5-stündige Stadtführung. Jeweils um 11 Uhr, ohne Anmeldung.

Altstädter Markt

Tourist-Info
im historischen Rathaus,
im Winter:
Mo–Sa: 10.00–14.00 Uhr

11:00 Uhr

Entlang der Blauen Linie

Diese auf das Pflaster gemalte Linie führt 3,2 Kilometer durch den alten Stadtkern und streift dabei rund 30 Sehenswürdigkeiten, zum Beispiel das Druckmuseum und das Historische Museum. Wege und Gehminuten sind zusätzlich mit kleinen Richtungshinweisen an nahezu jeder Ecke ausgeschildert. Wir folgen dem Pfeil Richtung Paradeplatz und lassen uns unterwegs am Jungfernstieg im Hans-Heinemann-Park von den Skulpturen unter Uraltbäumen faszinieren.

Start der Blauen Linie:
Altstädter Markt

12:30 Uhr

Den Kanal unterwandern

Wie es sich anfühlt, unter den Schiffen des Nord-Ostsee-Kanals hindurch ans andere Ufer zu laufen, wollen wir im Fußgängertunnel erleben. In die 27 Meter tiefe und 131 Meter lange Tunnelröhre trägt uns die fast 56 Meter lange Rolltreppe hinab – eine der längsten Roll­treppen Westeuropas. Etwa 1.500 Fußgänger und 2.400 Radfahrer nutzen die Unterführung täglich. Wer sein Fahrrad dabeihat oder einen Kinderwagen, kann den Fahrstuhl nehmen.

Eingang Fußgängertunnel

Nordseite: Wilhelmstal

13:30 Uhr

Mittag auf der Kanal-Südseite

Drüben angelangt, haben wir eine Pause verdient. Volker Scholler serviert in seinem Scholler’s Restaurant und Hotel solide Holsteiner Küche mit badischen Einflüssen, frisch zubereitet mit regionalen Angeboten passend zur Saison.

Itzehoer Chaussee 2,
Westerrönfeld,
Mo–So: 11.30–13.30 Uhr
und 17.30–21.00 Uhr

14:30 Uhr

Willkommen, ihr See- und Sehleute!

Zurück durch den Tunnel und dem Kanalufer folgend, laufen wir zur Schiffsbegrüßungsanlage am Fuße der Eisenbahnbrücke. Die Seeleute des Frachters „Lady Nora“ kommen gerade mit ihrer Ladung aus Finnland und erfahren erst im Laufe der Kanalpassage, wohin sie ihre Ware bringen sollen. Das erklärt Harro Hushahn, ein ehemaliger Seemann, der mit vier Kollegen abwechselnd den Schiffsbegrüßungsdienst im Café und Restaurant Brückenterrassen übernimmt. Tiefgang, Baujahr und weitere Daten findet er auf einer der 4.500 handgeschriebenen Karteikarten, die die Schiffsbegrüßer von jedem Schiff, das hier schon mal vorbeigeschippert ist, angelegt haben.

Am Kreishafen 36
Schiffsbegrüßung außerhalb der Kreuzfahrtsaison (Winter):
Sa und So: 10.00 bis Dunkelheit
Öffnungszeiten Café und Restaurant: www.brueckenterrassen.de

15:45 Uhr

Jüdisches Museum

Wozu ein jüdisches Museum heute? Mit dieser Frage überrascht uns dieses Museum, das einzige seiner Art nördlich von Berlin. Es ist ein Haus, das die Besucher in seine Weiterentwicklung einbezieht, und so sind wir eingeladen zu notieren, auf welche Fragen wir Antworten von den Museumsgestaltern wünschen. Viele werden schon in der Dauerausstellung auf anschauliche Weise gegeben: Was ist jüdisch? Welche Rolle spielt die Tora? Was ist das Tauchbad Mikwe? Neben Wissenswertem rund um jüdische Kultur, Identität und Religion erfahren wir auch Details zur Verfolgung der schleswig-holsteinischen Juden im Nationalsozialismus. Das Museum ist nicht nur ein Ausstellungshaus, sondern auch eine Gedenkstätte, denn es befindet sich in der ältesten noch erhaltenen Synagoge Deutschlands aus dem Jahr 1844/45 sowie der angrenzenden Talmud-Tora-Schule aus dem frühen 19. Jahrhundert.

Prinzessinstraße 7–8
Di–Sa: 12.00–17.00 Uhr,
So: 10.00–17.00 Uhr

17:15 Uhr

Königliche Kirche

Die Christkirche am Paradeplatz trägt ihren Namen nicht nur zu Ehren von Jesus Christus, sondern auch zur Huldigung des dänischen Königs Christian V. Er ließ die Garnisons- und Pfarrkirche um 1700 bauen. Die pompöse Kirche mit dem kreuzförmigen Grundriss war groß genug für 2.000 Soldaten. Wenn der König bei seinen Visiten in der Landfestung Rendsburg den Gottesdienst besuchte, nahm er mit seinem Hofstaat im Königsstuhl Platz, einem reich verzierten, abgeschirmten Bereich auf Höhe der Kanzel.

Prinzenstraße 13
Im Winter Schlüssel im Kirchenbüro gegenüber holen:
Mo, Di, Do, Fr: 10.00–12.00 Uhr,
Mi und Do: 15.00–18.00 Uhr

18:30 Uhr

Italienisch schlemmen

Einmal quer über den Platz liegt das italienische Restaurant Pane Vino in einem Kellergewölbe. Neben den Nudel- und Pizza-Klassikern verlocken Tagliarini mit geräuchertem Lachs, grünem Spargel und Ziegenkäse oder Steinpilzravioli mit Lammfleisch. Lecker! Kein Wunder, dass man zur Hauptessenszeit
einen Tisch reservieren sollte.

Paradeplatz 3
Di–So: 11.30–14.30 Uhr und
17.30–24.00 Uhr (Küche bis 22.00 Uhr)
Reservierungen unter T. 04331.267 01

Anfahrt mit der NAH.SH:

Rendsburg ist zentral gelegen mit guten Bahnverbindungen Richtung Norden, Süden und Osten, zumeist im Stundentakt. Zwischen Kiel und Rendsburg pendelt stündlich die Regionalbahn RB 75. In Rendsburg stoppt ebenfalls stündlich der Regionalexpress RE 74 Husum – Kiel. Auch der RE 7 Flensburg/Kiel – Hamburg hält in Rendsburg.