Wenn die Luft so klar und kalt ist, dass der Atem wie eine Wolke vor uns schwebt, und der Nachtfrost alles Grün mit einer dünnen Eisschicht überzieht, dann ist er da, der Winter. Meist kommt er ­plötzlich – ­gerade saß man noch im herbstlichen Sonnenschein und schon wünscht man sich eine wärmende, wollige Mütze herbei. Mit der Erkenntnis kommt die Melancholie: Das Jahr geht zu Ende und der nächste Sommer ist noch fern. 

Aus diesem kurzzeitigen Stimmungstief kann, wenn es länger als ein paar Wochen anhält, eine ­saisonal abhängige Depression werden, im Volksmund auch ­„Winterblues“ genannt. Die Erkrankung ist ­inzwischen wissenschaftlich anerkannt und ­verläuft mit vergleichsweise milden Symptomen: ­Menschen mit Winterblues leiden in erster Linie unter ­Müdigkeit und Antriebs­losigkeit, klassischerweise zeigt sich auch ein gesteigerter Appetit und Lust auf Süßes. 

Ursache für die Winterdepression ist in der Regel ein ­Mangel an Tageslicht. Auch bei einem bedeckten Himmel hat das Winterlicht draußen rund 3.000 Lux – je früher am Tag, umso mehr. Die Helligkeit in Wohnräumen beträgt abhängig von der Beleuchtung dagegen durchschnittlich nur 200 bis 400 Lux. Das Tageslicht ist dafür verantwortlich, dass über den Eintritt ins Auge biochemische Prozesse im Gehirn angestoßen werden: Der aktivierende Botenstoff Serotonin, nicht umsonst auch Glückshormon genannt, wird ausgeschüttet und hebt die Stimmung. Die Produktion des Schlafhormons Melatonin wird reduziert. 

Übrigens: Im „Sunshine State“ Florida ist das Phänomen Winterblues nahezu unbekannt. Wen wundert’s, bei 300 Sonnentagen im Jahr … Doch was können wir im „echten Norden“ tun, wenn der Winterblues seine kalte Hand nach uns ausstreckt? Hier kommen fünf Tipps zur vorbeugenden und akuten Pflege von winterlichen Stimmungsdurchhängern. 

Auf los gehts los:

Gipfel stürmen
Zugegeben: Bei den schleswig-holsteinischen Erhebungen von Bergen zu sprechen, ist ein wenig gewagt. Der höchste von ihnen, der Bungsberg, misst knapp 168 Meter (!) und liegt im wunderschönen Naturpark Holsteinische Schweiz. Diesen und fünf weitere „Gipfel“ zu erklimmen, vom Aschberg in den Hüttener Bergen über den Boxberg im Naturpark Aukrug bis zum Hegeberg Maasholm, dazu motivieren die sechs Naturparks in Schleswig-Holstein mit ihrer Aktion ­„Gipfelstürmer“. An jedem der sechs Wanderziele versteckt sich ein kniffliges Naturrätsel. Wer alle richtig errät und das ­Lösungswort an eine der Naturparkverwal­tungen schickt, bekommt eine kleine Überraschung – und hält mit viel Licht, Luft und Bewegung zugleich den ­Winterblues in Schach. 

Hier den Lösungsbogen herunterladen und loswandern: www.naturpark-holsteinische-schweiz.de/gipfelstuermer

Grundlos glücklich:

Lachyoga praktizieren
Stellen Sie sich eine Gruppe von Menschen vor, die sich zu einem Kreis aufgestellt hat. Die Gruppen­leiterin schlägt als erste Übung ein Mantra vor, das entfernt an den Weihnachtsmann erinnert: Ho-Ho-Ho und ­Ha-Ha-Ha. Schon jetzt ist das erste verhaltene ­Lachen zu hören. Beim Lachyoga, das 1995 in Indien von dem ­Mediziner Madan Kataria entwickelt wurde, steht das zunächst ­grundlose, künstliche Lachen im Vordergrund, ­stimuliert durch Atem- und Körperübungen, das dann in ein echtes Lachen übergeht. Was schon der ­Volksmund wusste („Lachen ist gesund“), belegt heute die noch junge wissenschaftliche Disziplin der Humorforschung: Lachen senkt den Pegel des Stresshormons Cortisol, wirkt positiv auf den Blutzuckerspiegel und sorgt für die Ausschüttung des Wohlfühlhormons Oxytocin. 

Mehr Infos sowie Treffpunkte und Termine zur gemeinsamen Zwerchfell­gymnastik bietet der LachYogaClub Kiel: www.layogi-ki.de

Gute Taten tun gut:

Zeit oder Geld spenden

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Wenn wir unseren Mitmenschen etwas Gutes tun, ihnen Zeit und Aufmerksamkeit oder ein Erlebnis schenken, dann stärkt das unser Zusammengehörigkeitsgefühl, fördert die Kommunikation und – ganz nebenbei – fühlen wir uns glücklicher und großzügiger. Ehrenamtliches Enga­gement hält unser gesellschaftliches Leben zusammen und kann für Sinnsuchende ein guter Vorsatz für das neue Jahr sein. Fehlt die Zeit, sich persönlich einzubringen, löst auch eine Geldspende beim Schenkenden das Belohnungssystem im Gehirn aus: Wir haben das ­Gefühl, im Einklang mit uns selbst zu sein. Dabei spielt die Höhe der Spende oder der Preis eines Geschenks eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist, dass das ­Geschenk zum anderen passt. 

Jetzt Nägel mit Köpfen machen! Mehr Infos unter anderem bei der Spendenplattform www.betterplace.org und beim Ehrenamtsbüro in Kiel: www.nette-kieler.de

 

Wärmt Leib und Seele:

Ingwerkekse backen

Es gibt Tage, da hilft alles nichts, da müssen wir Ingwerkekse backen und auf ihre durchwärmende, die Seele streichelnde Wirkung hoffen. Die ­gesundheitsfördernden Scharfstoffe der Knolle treten auch in gemahlener Form zu Tage so wie im folgenden Winterrezept: Für ein Blech 70 Gramm weiche Butter mit 60 Gramm Zucker gut verrühren. 250 Gramm Mehl, einen halben Teelöffel Backpulver, zwei Teelöffel Zimt, einen Teelöffel gemahlenen Ingwer und eine Prise Muskatnuss vermengen und zur Butter-Zucker-Masse geben. Alle Zutaten mit einem Ei und einem Schuss Milch zu einem glatten Teig verkneten. Dann den Teig ausrollen, Plätzchen ausstechen und bei 180 Grad Ober- und Unterhitze 12 bis 15 Minuten backen. Nach dem Auskühlen 150 Gramm dunkle Schokolade ­schmelzen lassen, Kekse eintauchen und trocknen lassen. 

Rezepte sowie weitere leckere Anregungen aus dem Mutter­land des Ingwerkekses finden sich auch im ­englisch angehauchten Blog: www.tea-and-scones.de

 

Besuch bei Goldmarie:

Heißer Kakao mit Frau Holle
Im tiefsten Winter 2016 hauchten die Geschwister Britta Fischer und Jan Hendrik Stahlberg der alten Jugendstilvilla am südwestlichen Zipfel des Großen Segeberger Sees neues Leben ein: Sie eröffneten das kleine Familiencafé „Goldmarie am See“. Benannt nach der Figur in Grimms Märchen, die von Frau Holle für ihren Fleiß reich belohnt wird, hat sich das Café zu einem beliebten Ausflugs- und Einkehrziel direkt an der ­Uferpromenade entwickelt. Wer einen Aussichtsplatz im – und das ist hier ganz buchstäblich gemeint – Wintergarten ­ergattert, kann die Schönheit des Sees zu jeder Jahreszeit ­betrachten. Gegen den Winterblues ist zusätzlich der Genuss einer heißen Schokolade zu empfehlen: ­Verfeinert mit Sahne, Zimt und Honig soll sie die Nerven stärken und sogar bei Liebeskummer helfen. 

Das Café „Goldmarie am See“ ist vom Bahnhof Bad Segeberg aus in fünfzehn Gehminuten zu erreichen: www.goldmarieamsee.de