Pascal Girardot, 55 Jahre, aus Bönningstedt

Im Schatten der Weltpolitik scheint der Klimawandel weniger dringlich – ein fataler Irrtum, wie Pascal Girardot mahnt. Bereits im Jahr 2019 gründete er daher die Initiative Citizens Forests. Sie unterstützt Bürger*innen dabei, Wälder zu pflanzen.

„Einen Wald zu pflanzen, ist unglaublich einfach. Es braucht nur ein Grundstück, bei allem anderen helfen wir!“ Pascal Girardot sprudelt vor Ideen und ist voller Tatendrang. „Wir“, das sind er und seine rund 70 Mitstreiter*innen. Bis auf eine Teilzeitkraft arbeiten alle ehrenamtlich für Citizens Forests. 20 von ihnen geben ihr Wissen aktiv an all jene weiter, die sich dazu entschließen, in ihrer Kommune einen Wald anzulegen. 50 Wälder sind so bereits seit 2019 deutschlandweit entstanden. Tiny Forests nennt Pascal sie, im Schnitt sind sie 200 Quadratmeter groß und bestehen stets aus lokalen Pflanzenarten. Ein optimal zusammengestellter Mischwald bindet Kohlendioxid bis zu 30-mal effektiver als Monokulturen. Für Citizens Forests stellen Privatleute und Unternehmen Flächen zur Verfügung, auch Kommunen geben Brachen frei. „Dank Spenden und Fördergeldern übernehmen wir auch die Finanzierung der Forests. Ein Quadratmeter Wald kostet uns gerade einmal 4,37 Euro, denn wir müssen kein Grundstück kaufen, arbeiten mit heimischen Setzlingen und ohne schweres Gerät. Zum Vergleich: Ein einziger im Stadtgebiet gepflanzter Baum kann eine Kommune inklusive der Verwaltungskosten bis zu 25.000 Euro kosten“, erklärt Pascal.

Pascal Girardot denkt groß: „11.000 Kommunen gibt es in Deutschland, in allen sollten sich Gruppen von Bürger*innen zusammenfinden, die regelmäßig Tiny Forests pflanzen. Ich wünsche mir, dass es eines Tages ganz selbstverständlich ist, einen Wald zu pflanzen – so wie man Freunde trifft.“ Für seine Vision will er keine Zeit mehr verlieren: „Um ins Handeln zu kommen, braucht es einfache Lösungen. Ein Tiny Forest benötigt keinen besonderen Boden, der vorhandene muss lediglich aufgelockert werden.“ Hinein kommen Setzlinge für Bäume sowie Sträucher. Letztere spenden den jungen Bäumen Schatten und halten den Boden feucht. Damit die Sträucher in den Tagen des Anwachsens geschützt sind, legen die Ehrenamtlichen etwas Stroh aus. Zuletzt zäunen sie den Wald ein. Nach maximal drei Jahren sind die Wälder autark.

„Ich möchte, dass es so normal wird, einen Wald zu pflanzen, wie Freunde zu treffen. Die Welt hat noch Platz für 1 Billion Bäume!“

Das Vorgehen beruht auf der „Miyawaki- Methode“, auf die Pascal Girardot durch Paul Hawkens Buch „Drawdown – der Plan: Wie wir die Erderwärmung umkehren können“ kam. Das fiel in eine Zeit, in der sein eigenes Leben dunkle Kapitel schrieb: „Ich habe 18 Jahre lang in der Luftfahrt gearbeitet, am Ende als Geschäftsführer der Abfertigungsfirma am Hamburg Airport. Dann warf mich ein Burn-out aus der Bahn.“ Heute arbeitet Pascal als Außendienstmitarbeiter für einen Gartenzubehörhandel, doch seinerzeit hat er einige Anläufe gebraucht, um wieder ins Leben zu kommen. „Erst als ich die Diagnose Hochsensibilität bekam, öffneten sich die Türen zu mir selbst, ich verstand so vieles.“ Häufig haben hochsensible Menschen mit Reizüberflutung und Erschöpfung zu kämpfen, sind dafür jedoch kreativ und empathisch. „Meine Sensibilität wurde mir früher als Schwäche ausgelegt, heute ist sie meine Superkraft.“ Die möchte Pascal nutzen, um die Welt für seine Tochter ein Stück besser zu machen, und nicht darauf warten, bis das jemand für ihn übernimmt. „Als ich Citizens Forests mit dem Blick in die Zukunft gründete, glaubte ich, der größte Effekt sei der ökologische – doch es ist ein anderer, den wir sehr nötig haben, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen: Wir bringen die Menschen zusammen.“

Wer unterstützen oder mithelfen will, findet hier mehr Infos: www.citizens-forests.org