Wolfgang Krause, 76 Jahre, aus Norderstedt

Als Ingenieur war Wolfgang Krause in der Welt der Technik zuhause. Heute engagiert er sich bei der Bahnhofsmission Mobil in Neumünster.

Wolfgang Krause sieht zufrieden aus, als wir ihn an einem Herbsttag am Bahnhof Neumünster begrüßen. Endlich kann er wieder in der hiesigen Bahnhofsmission aktiv sein und hilfsbedürftige Menschen auf ihren Bahnreisen als Begleiter unterstützen. Wegen der Corona-Pandemie musste er seine ehrenamtliche Tätigkeit für die Bahnhofsmission Mobil in Schleswig-Holstein (BM Mobil SH) in den Monaten zuvor ruhen lassen. Das fühlte sich fast ein wenig an wie damals, erzählt er: Vor zehn Jahren, als frischgebackener Rentner, hatte er sich vermehrt um Haus und Garten gekümmert, bis seine Frau die offenkundige Rastlosigkeit eines Tages augenzwinkernd mit den Worten quittierte: „Ich will dich nicht ständig im Haus haben, such dir eine Aufgabe!“

In seinem Berufsleben war Wolfgang Krause Vermessungsingenieur. Nach Jahrzehnten in einem technischen Beruf wollte er sich nun im sozialen Bereich engagieren. Die Herzlichkeit, die seine Eltern und er in der Hamburger
Bahnhofsmission erfahren hatten, nachdem sie Ende der 1950er-Jahre aus der DDR geflohen waren, kam ihm wieder in den Sinn. Aus dieser Erinnerung heraus bewarb er sich 2011 bei der frisch gegründeten Bahnhofsmission Mobil Schleswig-Holstein. Heute ist er ein Urgestein unter den Ehrenamtlichen dort, ein Mann der ersten Stunde. Der Zusatz „Mobil“ bedeutet, dass Wolfgang Krause nicht im Bahnhof stationär arbeitet, sondern ständig im Schienennetz unterwegs ist. Er begleitet Menschen, die ohne seine Hilfe ihre Fahrten nicht bewältigen könnten. Vorwiegend sind das Kinder und Jugendliche, die zum Teil mehrstündige Schulwege in spezielle pädagogische Einrichtungen zurücklegen müssen, weil sie in herkömmlichen Schulen schwer integrierbar sind. Aber auch behinderte und ältere Menschen, die ihre Familien ohne seine Hilfe gar nicht mehr besuchen könnten.

Für den Ehrenamtler ist die Dankbarkeit der Menschen der größte Lohn für seine Arbeit, seinen Einsatz empfindet niemand, den er begleitet, als selbstverständlich. Aber auch das Miteinander in dem etwa 12- bis 14- köpfigen Team der Bahnhofsmission Mobil Schleswig-Holstein ist für ihn ein großes Plus. Gemeinsam absolvieren die Ehrenamtlichen Fortbildungen an verschiedenen Standorten in Deutschland, das schweißt zusammen. Hier werden über die Grundkurse hinaus – wie der Erste-Hilfe-Kurs – viele für Wolfgang Krause interessante und hilfreiche Schulungen angeboten, beispielsweise die professionelle Führung von Krisengesprächen sowie der richtige Umgang mit Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen oder psychischen Problemen. Diese Kompetenzen kommen meist im Umfeld der stationären Bahnhofsmission zum Einsatz, wo immer mindestens zwei Personen vor Ort sind, die Fachbereichsleitung ist außerdem stets per Handy erreichbar. Als Begleitperson ist Herr Krause allein mit den jeweils Reisenden unterwegs. Er weiß im Vorfeld Bescheid, mit wem er fahren wird. Er kann eine Fahrt auch ablehnen, das passiert jedoch nur, falls er keine Zeit hat. Wenn es irgendwie möglich ist, nimmt sich Wolfgang Krause die Zeit, und zwar sehr gerne. Denn das Schöne dabei ist, dass ihm auf den Bahnreisen mit seinen Begleitpersonen immer wieder etwas Neues begegnet, erzählt er. Am Ende gewinnt man beinahe den Eindruck, als hätte seine Frau ihn damals nicht gänzlich ohne Eigennutz auf Reisen geschickt, fragt sie doch stets nach seiner Rückkehr: „Und? Was hast du heute wieder erlebt?“

Lust, selbst ehrenamtlich
bei der Bahnhofsmission Mobil anzuheuern?
Einfach unter T. 04321.2658077 melden
oder eine E-Mail an:
bahnhofsmission-mobil@diakonie-altholstein.de