Tiere, Pflanzen, Bäume, Pilze, Mikroorganismen, kurz: alle Arten, die in der Natur vorkommen, fasst der Begriff Biodiversität zusammen. Bestandteil der biologischen Vielfalt sind auch die verschiedenen Ökosysteme wie Wüsten und Ozeane – oder Seen, Wälder und Moore, wie wir sie in Schleswig-Holstein kennen. Eine lückenlose Inventur zum weltweiten Artenbestand scheint unmöglich: Die Zahlen variieren innerhalb eines Spektrums von 1,8 bis 14 Millionen. Jahr für Jahr werden neue Arten entdeckt, während gleichzeitig das Aussterben bekannter Arten zu beklagen ist. 

Einigkeit herrscht unter den Expert*innen allerdings hinsichtlich des voranschreitenden Artenschwunds: Die Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN erreicht mit derzeit fast 37.500 bedrohten Tier- und Pflanzenarten einen traurigen Spitzenwert. Deutschland zählt über 72.000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, von denen ein Viertel als bedroht oder gar als ausgestorben gilt. Der Verlust der Vielfalt ist eine der größten globalen Bedrohungen, denn die Artenvielfalt bildet die Grundlage für funktionierende Ökosysteme. Eine intakte, ausbalancierte Natur schenkt uns sauberes Wasser und lebensnotwendige Rohstoffe, reguliert das Klima und bietet Schutz vor Krankheiten. 

Je mehr wir über Tiere, Pflanzen und ihre Lebensräume wissen, desto achtsamer können wir ihnen begegnen. Daher nehmen Naturschutzgebiete und andere Räume für schutzbedürftige Arten einen besonderen Stellenwert ein. los! hat sich in Schleswig-Holsteins wilden Ecken umgesehen und dort manch interessante Spezies bestaunt. 

Freigeister mit Schweif und Mähne

Koniks auf der Geltinger Birk

Kleines Pferdchen, so lässt sich der Name „Konik“ für die aus den polnischen und litauischen Wald- und Sumpfgebieten stammende Rasse übersetzen. Koniks haben meist eine Widerristhöhe unter 1,40 Metern und tragen ein staubgraues Fellkleid, einen eleganten Aalstrich entlang des Rückens und manchmal Ringelsöckchen. Die Wildpferde leben ganzjährig unter freiem Himmel, lieben Feuchtgebiete und übernehmen eine wichtige Aufgabe im Naturschutz. Auf der Halbinsel Geltinger Birk wurden die ersten elf Koniks 2002 angesiedelt, heute begrenzen rund 50 dieser Pferde den Baumund Buschbewuchs auf den Weide-, Moor- und Brackwasserflächen. Der Förderverein der Geltinger Birk bietet Wildpferdeführungen gegen Spenden an.

Goldhöft, 24395 Nieby
Weitere Infos unter www.geltinger-birk.de 

Anreise: Von Flensburg oder Kappeln aus mit der Buslinie 800 bis Gelting Nordstraße, dann weiter per Leihrad (Fahrradverleih Geltinger Bucht, Norderholm 10, T. 0176.45085966).

Raumtrenner zwischen Schlei und Ostsee

Exkursion auf die Lotseninsel

Das Stiftungsland Schleswig-Holstein geht regelmäßig mit „Vielfaltschützer*innen“ auf Erkundungstour – beispielsweise unter dem Motto „Lotseninsel-Ahoi“. Mit dem Ausflugsschiff MS Stadt Kappeln geht es zu einer naturkundlichen Exkursion nach Schleimünde. Die Führung durch das sonst nicht zugängliche Naturschutzgebiet übernimmt ein Expert*innenteam der Stiftung und des Vereins Jordsand. Der Großteil der Pflanzen und Tiere, die den Besucher*innen begegnen, ist ausschließlich in diesem Ökosystem zu Hause! Vor der Rückfahrt gibt es ein leckeres Bio-Picknick im Schatten alter Kiefern. Kosten pro Person alles inklusive: 38 Euro.

Am Hafen, 24376 Kappeln
Weitere Infos unter www.stiftungsland.de

Anreise: RB bis Bhf/ZOB Eckernförde, Buslinie 710 bis K appeln/Schlei, eine Gehminute bis zum Hafen. 

Behörnte Landschaftsgärtner

Wasserbüffel auf der Feuchtwiese

Das Naturschutzgebiet Südlicher Priwall profitiert derzeit von der Hilfe ganz besonderer Landschaftsgärtner: Eine Herde Wasserbüffel trägt dafür Sorge, dass die Verbuschung nicht überhandnimmt. Auf dem Speiseplan der schwarz glänzenden Gesellen mit den mächtigen Hörnern steht nämlich auch grobe Vegetation, um die die heimischen Schafe einen Bogen machen. Wie ihr Name schon verrät, gehen Wasserbüffel gerne baden. Dank ihrer breiten Klauen sinken sie in den Feuchtwiesen auch nicht stark ein. Vom Rundweg Südlicher Priwall aus kann man die Herde aus sicherer Entfernung beobachten und sich mit dem Lebensraum vertraut machen – von der Salzwiese bis zur Lagune.

Priwallfähre, Mecklenburger Landstraße, 23570 Lübeck
Weitere Infos: www.naturfreunde.de

Anreise: RB bis Bahnhof Lübeck- Travemünde Hafen, sieben Gehminuten in südliche Richtung bis Anlegestelle Priwallfähre . 

Zu Besuch bei Hein und Snorre

Seehundstube an der Nordsee

Seehund und Kegelrobbe in trauter Wohngemeinschaft – das findet sich in Deutschland nur in der Seehundstation Friedrichskoog. Die beiden heimischen Robbenarten lassen sich hier sowohl an Land als auch unter Wasser in aller Ruhe beobachten. Die Aufpäppelstation für verwaiste Heuler sowie kranke und verletzte Robben beherbergt auch einige Dauergäste, die nicht ausgewildert werden können. Dennoch sind und bleiben es Wildtiere, denen die Pfleger*innen ebenso wie die Besucher*innen mit Vorsicht und Respekt begegnen. Wer einmal am Strand auf einen Heuler oder eine Robbe trifft, findet auf der Website Kontaktnummer und Verhaltensregeln. Eintritt: 7 Euro, Kinder (4–16 J.) 5 Euro.

An der Seeschleuse, 25718 Friedrichskoog
Infos unter www.seehundstation-friedrichskoog.de

Anreise: Mit der RB 62 bis St. Michaelisdonn, von dort aus mit dem Bus bis zur Haltestelle Seehundstation, weitere fünf Gehminuten entlang der Beschilderung.

Fiffis wilde Vorfahren

Eekholter Wolfsmeile

Am nördlichen Rand des Segeberger Forstes liegt die Naturerlebnisstätte Wildpark Eekholt. Der Park zeigt heimische Tierarten – mittlerweile sind es rund 100 – in ihrer natürlichen Umgebung. Seit der Wolf nach 200 Jahren in den deutschen Norden zurückgekehrt ist, widmet ihm der Wildpark Eekholt als offizielles Wolfsinformationszentrum des Landes Schleswig-Holstein besondere Aufmerksamkeit. Die „Wolfsmeile“ führt über Erlebnis- und Lernstationen zum 10.000 Quadratmeter großen Gehege, wo die imposanten Vorfahren unserer Haushunde durch große Panoramascheiben beobachtet werden können. Besonders interessant ist das während der Fütterung. Eintritt für den gesamten Wildpark: Erwachsene 11,50 Euro, Kinder (4–16 J.) 10 Euro.

Stellbrooker Weg, 24598 Heidmühlen
Mehr Infos unter www.wildpark-eekholt.de

Anreise: Mit der A1 der AKN Eisenbahn bis Bad Bramstedt, weiter mit dem Kleinbus AST 7509 bis zum Wildpark, Gruppenanmeldung bis 24 Stunden vor Abfahrt.